Die ‚Gralsburg‘ ist eine Felsformation im oberen Bereich des Felsberges und befindet sich ein Stück weit unterhalb des Ohlyturms. Die genaueren Umstände die zur Namensgebung des Naturdenkmals führten sowie der Zeitpunkt sind unbekannt. Sicher ausschliessen lässt sich die Vorstellung, dass die Bezeichung in Anlehung an eine ‚echte‘ Burg, z. B. an das Vorbild der Gralsburg im Versepos Parzival Wolframs von Eschenbach, gewählt wurde die als Aufbewahrungsort wundertätiger Reliquien, Gral und Heiliger Speer, diente.
„Wer meines Speeres Spitze fürchtet, durchschreite das Feuer nie.“
Beim heiligen Gral handelt es sich um den Trinkbecher Jesu beim letzten Abendmahl und fing sein Blut am Kreuz auf. Der Speer soll jener sein, mit dem ihm die Seitenwunde zugefügt wurde. Wolfram von Eschenbach gilt hierzulande als Erfinder der Gralslegende und es ist überliefert, das er 1210 bei den Herren von Durn auf der Wildenburg (eigentlich Burg Wildenberg in der Nähe von Amorbach) zu Gast war und dort schrieb und vortrug. Als Vorbild für die Benennung einer Steinformation am Felsberg taugt dies jedoch nicht.
Wahrscheinlicher ist die Benennung in Anlehnung an die Nibelungensage, die bei den Zeitgenossen der Heimatbewegung des 19. Jahrhunderts hoch im Kurs stand und noch heute ihren Schatten über den Felsberg legt. Typisch für die Heimatbewegung jener Zeit war die kompromisslose Verklärung und Idealisierung der Natur. Im Begriff ‚Heimat‘ wurde ‚deutsche Natur‘ mit ‚deutscher Kultur‘ angereichert und zu einer untrennbaren Einheit verschmolzen. Diese ‚unverwechselbare völkische Identität‘ galt es zu hegen und zu pflegen und führte zu allerhand kuriosen Aktivitäten. Im ‚Heimatschutz‘ schwang schon damals stets die latente Betonung der eigenen völkischen Überlegenheit mit und Richard Wagner lieferte unfreiwillig den Sound dazu.
Im Opernzyklus ‚Der Ring des Nibelungen‘ finden sich Ansätze die für eine Benennung der Gesteinsformation als ‚Gralsburg‘ nach damaliger Auffassung durchaus hätten herhalten können. In der Oper ‚Die Walküre‘ spielt der 3. Aufzug ‚Auf dem Gipfel eines Felsenberges‘ der mit der Verbannung Brünnhildes auf einen Berg endet. Der Berg auf dem Brünnhilde schläft ist von einem Feuerring umgeben, der nur von einem Helden der keine Furcht kennt überwunden werden kann. Auszug: Wotan nimmt Abschied von seiner Lieblingstochter Brünnhilde und befiehlt Loge (ein listigster Halbgott, der mit dem Feuer spielen und auch gut lügen kann) rund um den Felsen, auf dem Brünnhilde schläft, ein riesiges Feuer zu entfachen, das nur ein furchtloser Held durchdringen soll: „Wer meines Speeres Spitze fürchtet, durchschreite das Feuer nie.“